Quelle: Barmstedter Zeitung vom 09.02.2025

2. September 2003: Großbrand in der Herzogin Amalia Bibliothek Weimar. Mehr als 50.000 Bücher werden Raub der Flammen, 118.000 schwer beschädigt. Noch während des Brandes werden etwa 28.000 Bücher aus dem Gebäude gerettet.
9. März 2009: Einsturz des Kölner Stadtarchivs, nachdem der Boden unter dem Gebäude im Bereich einer U-Bahn-Baustelle abgesackt war. Zwei Menschen sterben. Fast der gesamte Archivbestand aus 1000 Jahren Stadtgeschichte wird unter Schutt und Trümmern begraben. 95 Prozent davon können geborgen werden.
14./15. Juli 2021: Hochwasser im Ahrtal. Die größte Naturkatastrophe Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg kostet 135 Menschen das Leben. Auch das Depot des Stadtmuseums Bad Neuenahr-Ahrweiler mit seinen Zeugnissen der Stadtgeschichte − darunter Gemälde,Grafiken, Skulpturen, Möbeln und archäologische Funde – wird geflutet. Weitere sechs Museen in Rheinland-Pfalz sind ebenfalls von der Flut betroffen.
Auch ein kleines Museum wie das auf der Schlossinsel kann betroffen sein
Drei Daten, drei Unglücke, die sich in das gesellschaftliche Gedächtnis eingebrannt haben. Drei Unglücke, bei denen nicht nur Menschen gestorben sind, sondern auch viele Kulturgüter stark beschädigt, teilweise sogar unwiederbringlich vernichtet wurden. Und keine Frage: So ein Ereignis kann nicht nur Einrichtungen von nationaler oder internationaler Bedeutung treffen. Es kann auch ein kleines Haus wie das Museum der Grafschaft Rantzau auf der Barmstedter Schlossinsel treffen.

Traurige Beispiele dafür gibt es auch aus dem Kreis Pinneberg: Am 10. Oktober 2021 brannte in Uetersen die Reetgedeckte Museumsscheune Langes Tannen bis auf die Grundmauern nieder. Am 31. Juli 2009 bewahrte in Pinneberg die Feuerwehr das dortige Stadtmuseum vor einem Großbrand, als Flammen aus einem Anbau schlugen.
Eine Woche Lehrgang beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz
Sven Kruse sitzt im Foyer des ehemaligen Amtsgerichts. Er ist Schriftführer des Museumsvereins. Ist eher zufällig in die Gruppe reingerutscht, weil seine Frau Julia Dix-Kruse dort stellvertretende Vorsitzende ist. Sven Kruse (46) führt aber nicht nur das Protokoll. Er ist quasi, zusammen mit dem ebenfalls in der Gruppe stark engagierten ehemaligem Barmstedter Wehrführer Hans-Henning Vollborn,Sicherheitsbeauftragter des Hauses. Und nicht nur für dieses, sondern er könnte diese Aufgabe auch für andere,ähnliche Einrichtungen im Kreis Pinneberg übernehmen.Kruse hat an der Akademie des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) einen einwöchigen Lehrgang zum Fachberater Kulturgutschutz besucht.
„Ich kann das Thema von beiden Seiten aus betrachten.“ Der dreifache Familienvater aus Seeth-Ekholt ist eben nicht nur im Museumsverein aktiv, er kann auf fast ein Vierteljahrhundert im Technischen Hilfswerk Pinneberg zurückblicken und mehr als 14 Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr, wo er derzeit Gruppenführer bei der Wehr seines Heimatdorfes ist. „An der Thematik Gebäudeschutz habe ich sehr viel Spaß gehabt“, sagt Kruse rückblickend auf seine Zeit beim THW.
Arbeit im Führungsstab oder im Hintergrund
Als Fachberater Kulturgutschutz würde Kruse im Falle des Falles aber nicht derjenige sein, der in ein brennendes Museum rennt, um dort Bilder, Statuen oder andere Ausstellungsstücke herauszuholen. Wie die Bezeichnung schon sagt, wäre er eher im Hintergrund tätig. „Ich bin auch weniger vor Ort, sondern mehr in einem Führungsstab tätig“,so der 46-Jährige. Von dort aus könne er Hinweise darauf geben, ob Dinge beispielsweise möglichst schnell wieder eine Klimavitrine eingelagert werden müssen.
Die konkrete Notfallplanung aber müsse ohnehin jedes Museum für sich machen. „Man kategorisiert, was wie dringend in Sicherheit gebracht werden muss“, zieht Kruse einen Vergleich zu einer Triage bei Situationen mit vielen verschiedenen Verletzten.

Dafür, ist Kruse überzeugt, werde er noch ein wenig Überzeugungsarbeit in den entsprechenden Gremien leisten müssen. „Es ist hauptsächlich Pionierarbeit“, sagt er. In vielen Museen sei die Thematik noch nicht so präsent, wie sie seiner Meinung nach sein müsste.
Auch der Verteidigungsfall spielt eine Rolle
Bei dem Lehrgang an der Akademie des BABZ seien aber nicht nur Naturkatastrophen oder Brände thematisiert worden. Einen breiten Raum habe der Zivilschutz im Verteidigungsfall eingenommen. Daher ist ihm nun auch die Genfer Konvention zum Schutz von Kulturgütern gut bekannt – wie auch die Tatsache, dass diese in vergangenen Kriegen allzu oft nicht beachtet wurde.
In Barmstedt auf einem guten Weg
So weit der Ausflug in die große Politik. Zurück auf der Schlossinsel in Barmstedt fasst Kruse zusammen: Für das Museum der Grafschaft Rantzau könne er sagen: „Wir sind da am Ball, aber es ist noch nicht abgeschlossen.“
