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Sanierung light im Museum

Quelle: Barmstedter Zeitung vom 20.03.2024

Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder der Museumsgruppe greifen im Obergeschoss zu Pinsel und Farben, tragen Vitrinen hin und her oder ziehen neue elektrische Leitungen und setzen Steckdosen. In der Dauerausstellung tut sich was, während die erhoffte große Lösung noch in ferner Zukunft liegt.

Ob die umfassende Sanierung des ehemaligen Amtsgerichts auf der Barmstedter Schlossinsel wie im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) vorgeschlagen kommt, ist formal noch offen. Selbst wenn die Politik dafür final Grünes Licht gibt, wird dies erst in einigen Jahren der Fall sein. Der 2022 aufgestellte Zeitplan ist längst um zwei bis drei Jahre nach hinten verschoben. Der Neubau der Brücke zur Insel wird erst 2025 in Angriff genommen werden. Danach steht aller Voraussicht nach das Herrenhaus auf der Agenda. Dann erst könnte die Sanierung des Museums folgen.

Museumsgruppe wollte nicht länger warten

Noch einmal drei oder vier Jahre tatenlos zu warten, kommt aber für die Mitglieder der Barmstedter Museumsgruppe nicht in Betracht – zumal ein von ihr ins Spiel gebrachter Umzug des Museums ins Herrenhaus zumindest vorerst keine politische Mehrheit gefunden hat. Sie haben mit der Renovierung der Dauerausstellung im Obergeschoss begonnen. „Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir länger hier bleiben. Deshalb haben wir das Okay dafür bekommen, jetzt anzufangen“, sagt Michael Theilig von der Museumsgruppe.

Erster Schritt ist, dass die Räume für Textilien und Archäologie getauscht werden. Erstere bekommen so mehr Platz, letztgenannter Bereich werde aber deutlich moderner, so Theilig. Außerdem wird der Dunkelraum einbezogen. In diesem soll dann der Altarvorhang von Graf Wilhelm Adolf zu Rantzau aus dem Jahr 1718, in dem die Heiligen-Geist-Kirche eingeweiht wurde, ausgestellt werden. Die dafür notwendige Klimavitrine finanziert das Museum nicht zuletzt über Spenden aus der Thiel-Abel-Stiftung.

Nicht nur dort, sondern auch in einigen anderen Räumen haben die Museumsleute neue elektrische Leitungen für mehr Licht oder elektronische Geräte wie digitale Bilderrahmen, auf denen wechselnd viele verschiedene Fotos zu einzelnen Themen gezeigt werden. Dass dort Nachholbedarf besteht, ist für Jan Teegen nur zu verständlich. „Viele Steckdosen brauchte man damals schließlich nicht“, sagt der Vorsitzende der Museumsgruppe mit Verweis auf das Alter des Gebäudes.

Viele Schwachstellen in der Substanz des alten Hauses

In die eigentliche Gebäudesubstanz greifen die Ehrenamtler aber nicht ein, obwohl dies dringend notwendig sei, wie sie betonen. Der rote Backsteinbau, in dem bis in die 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein Recht gesprochen wurde, weist eine Vielzahl von Schwachstellen auf. Signifikant sind aktuell lose Fenster, die bei zu viel Bewegung aus dem Rahmen fallen.

Für den Besucher aber wird‘s nach der Renovierung mit viel neuer Farbe in jedem Fall schöner. Die Materialkosten werden über das Budget der Stadt gedeckt. Die Arbeit selbst übernehmen die Mitglieder der Museumsgruppe rein ehrenamtlich. „Wir können viel von dem umsetzen, was wir uns vorgenommen haben“, sagt Theilig, der nicht verhehlt: Weitere helfende Hände sind jederzeit willkommen. Auch, weil weitere Projekte folgen dürften, denn: „Wir sind ein vor Ideen sprühender Verein“, so Theilig.

Ein Beispiel ist das neu in die Dauerausstellung aufgenommene Themengebiet „Einwanderung“. Dieses beginnt mit den Schustern, nimmt die Folgen der beiden Weltkriege ebenso auf wie die ersten Gastarbeiter in den 60er-Jahren bis hin zu den Flüchtlingswellen der jüngsten Vergangenheit. „Das alles ist Barmstedt“, werde dieser Raum
überschrieben, kündigt Theilig an.

Und so ganz nebenbei korrespondiert dieses mit der nächsten Sonderausstellung, die am 27. April eröffnet wird. Dann dreht sich im ehemaligen Gerichtssaal nämlich alles um Auswanderung.