Quelle: Barmstedter Zeitung vom 20.06.2025

Rechtzeitig vor dem 500. Geburtstag von Heinrich Rantzau im Jahr 2026 erhält das Museum der Grafschaft Rantzau eines der bedeutendsten Werke des Humanisten. Möglich macht dies die Fielmann Förderstiftung – über Umwege.
Es hat ein wenig was von Harrisson Ford als Indiana Jones in „Jäger des verlorenen Schatzes“ oder Michael Douglas in „Auf der Jagd nach dem Grünen Diamanten“. Nicht ganz so actiongeladen wie in den beiden Hollywood-Blockbustern aus den frühen 1980er Jahren, aber doch irgendwie spannend und aufregend. Jedenfalls dann, wenn man sich für historische Schriften interessiert. Und wenn sie selten sind.
Das „Ranzovianum Calendarium“ von Heinrich Rantzau aus dem Jahr 1590 ist so eine historische Schrift. Und das Exemplar, das Constanze Köster und Jan Teegen vor sich liegen haben, ist dazu noch ein ganz besonderes. Es ist eines aus der ersten Auflage. Und es ist vollständig – inklusive der Anlage E5, von der der Vorsitzende des Barmstedter Museumvereins noch herausfinden muss, was in dieser tatsächlich steht. Was Teegen sicher weiß, ist, wie groß die Bedeutung dieser Errungenschaft für das Haus auf der Schlossinsel im Rantzauer See ist: „Es wird eines der ältesten Stücke, die die Stadt zu bieten hat.“

Und spannend ist der Weg dieser 28 beidseitig beschriebenen Blätter, die mit zwei Lederbändern in eine Pergamentmappe aus gegerbter Tierhaut eingebunden sind, nach Barmstedt allemal. Ein Weg, den sie nur dank des Engagements und der Findigkeit Kösters gefunden haben.
Erster Kaufversuch scheitert im Jahr 2022
Im Jahr 2022 sei sie, so erzählt die Kunsthistorikerin, erstmals auf dieses bekannte Werk aufmerksam geworden und wollte es im Auftrag der Fielmann-Stiftung für das Museum der Grafschaft Rantzau ergattern. Es stammt aus der zwei Jahre zuvor aufgelösten Sammlung von Otto Müller aus Lübeck. Doch sie hatte Pech bei der Auktion. „Leider ist es mir durch die Lappen gegangen“, erzählt Köster.
Es ist wirklich selten, dass man demselben Werk noch einmal begegnet.
Constanze Köster, Kunsthistorikerin der Fielmann Förderstiftung
Das Bedauern weicht zwei Jahre später großer Freude. 2024 wird genau das selbe Exemplar erneut auf dem Kunstmarkt angeboten. Diesmal aus Berlin und vollkommen unerwartet. „Es ist wirklich selten, dass man demselben Werk noch einmal begegnet“, erläutert die Kunsthistorikerin, die dieses Mal den Zuschlag erhält.

Über genaue Zahlen schweigt sich Köster stilvoll aus. Einen „mittleren vierstelligen Betrag“ habe das Werk inklusive der Restaurierung bei der Werkstatt Radis in Lübeck gekostet. Nur so viel verrät sie noch: Wer auch immer 2022 das „Ranzovianum Calendarium“ erstanden und zwei Jahre später weiter veräußert hat – einen großen Gewinn habe diese Person damit nicht gemacht.
Zielgruppe waren Mediziner und Astrologen
Es sind gleich zwei Aspekte, die das „Ranzovianum Calendarium“ so wertvoll für das Barmstedter Museum machen. Zum einen der Autor selbst, zum anderen der Inhalt des Werks.
Es wird eines der ältesten Stücke, die die Stadt zu bieten hat.
Jan Teegen, Vorsitzender des Museumsvereins
Das „Ranzovianum Calendarium ad Elevationem poli 55. grad tam in usum medicorum, quam astrologorum“ hat Heinrich Rantzau im Jahr 1590 veröffentlich. Es handelt sich um ein astrologisch-astronomisches Kalenderwerk, das für die geographische Breite von 55 Grad Nord – etwa die Höhe von Flensburg – verfasst wurde. Kalender dieser Art dieser Art dienten im 16. Jahrhundert nicht nur der Zeitrechnung, sondern auch der Planung medizinischer Eingriffe und der astrologischen Deutung von Ereignissen. Es enthält dazu Tabellen und Berechnungen. „Astronomie, Astrologie und Medizin wurden als Pole des christlichen Glaubens verstanden“, erklärt Köster – auch wenn es mit dem heutigen wissenschaftlichen Blick vielleicht komisch anmute.

Heinrich Rantzau (1526 – 1598) war ein bedeutender Humanist, Statthalter des dänischen Königs für Schleswig und Holstein, Autor, Mäzen und Büchersammler. Er ist der Ururgroßvater von Christian Detlef Rantzau (1670 – 1721), dem in Barmstedt ermordeten Reichsgrafen mit Herrschaftssitz auf der Schlossinsel im Rantzauer See.
Zu Heinrich Rantzaus 500. Geburtstag plant unter anderem das Itzehoer Kreismuseum Prinzeßhof – dieser Familienzweig ist im benachbarten Breitenburg sesshaft – eine umfangreiche Ausstellung, für die es unter anderem in Barmstedt Leihgaben aus der Sonderschau „Das Geld der Grafen“ aus den Jahren 2019 und 2020 angefragt hat. „Insofern passt es hier super her“, sagt Jan Teegen.
Auf der Schlossinsel wird es keine eigene Sonderschau zu diesem Anlass geben. Wohl aber bis dahin eine Heinrich- Rantzau-Vitrine, in der welcher das Ranzovianum Calendarium zusammen mit Begleitinformationen ausgestellt werden soll.
Das ist die Fielmann Förderstiftung
Der 2024 verstorbene schleswig-holsteinische Optikerunternehmer Günther Fielmann hat Ende der 1990er-Jahre die Fielmann-Förderstiftung ins Leben gerufen, um gezielt kleine und mittlere Museen zu unterstützen. „Wir wollen kleine Häusern helfen, die keinen Ankaufetat haben“, erläuterte Constanze Köster, die als Kunsthistorikerin für die Stiftung tätig ist. Das Jahresbudget liegt im sechsstelligen Eurobereich. Die Patenschaft für die Schenkung übernimmt immer die Fielmann-Filiale vor Ort, in diesem Fall des „Ranzovianum Calendarium“ Saskia Lescow von der Elmshorner Dependance der Kette.