MusWpAdmin

Der Museumsverein stellt sich neu auf

Quelle: Barmstedter Zeitung vom 21.10.2023

Ein pragmatischer Ingenieur und eine Museumspädagogin voller ansteckender Begeisterung bilden das neue Führungsduo des Barmstedter Museumsvereins: Jan Teegen und Julia Dix-Kruse. Führen wollen beide allerdings nicht.

Das Museum der Grafschaft Rantzau auf der Barmstedter Schlossinsel hat einen neuen Vorstand. Genauer: sein Museumsverein, der sich wegen des tragischen Verlustes seines Gründungsvorsitzenden Thilo Roetger neu aufstellen musste. Es spricht für die Lebendigkeit des Museums, dass es daraus gleich eine Runderneuerung gemacht hat: „Wir haben den Vorstand stark verkleinert, der Museumsverein ist damit schlagkräftiger geworden“, erklärt Michael Theilig.

Wobei der neue Vorsitzende Jan Teegen und dessen Stellvertreterin Julia Dix-Kruse ergänzen, dass sie sich eher als dienende Instanz verstehen. „Die Entscheidungen werden eigentlich in der Koordinierungsgruppe getroffen“, erläutert Beisitzer Hans-Henning Vollborn. Die aber steht allen Vereinsmitgliedern offen: „Es geht um den Spaß an der Sache, egal in welcher Position.“ Diese Struktur, durch die alle teilhaben und sich jeder mit seinen Stärken und Interessen einbringen kann, ist das Geheimnis der Vielfalt des Museums und das wertvolle Erbe Thilo Roetgers.

Spannend ist, dass der Vorsitzende und seine Stellvertreterin unterschiedlicher kaum sein könnten – und sich doch perfekt ergänzen. Jan Teegen sieht, ganz Ingenieur, seine Aufgabe pragmatisch: „Das Museum am Laufen halten“, also dafür sorgen, dass die Infrastruktur und Prozesse von der IT bis zu den Öffnungszeiten funktionieren.

Seine Faszination für die Barmstedter Ortsgeschichte hat ihn über die Recherche zu seinem eigenen Haus gepackt, schnell zur Geschichtswerkstatt gezogen und mit dessen Gründung dann in den Museumsverein. Dort hat er das Digitalarchiv technisch wie inhaltlich aufgebaut und zeichnet auch für IT-Infrastruktur und Webpräsenz des Museums verantwortlich.

Teegen träumt von einem Audioguide zur Stadtgeschichte

Ganz tief in die Materie eingestiegen ist er mit Michael Theilig als Mitverfasser der beiden ersten Bände der Barmstedter Geschichte. Sein nächstes Projekt ist regelrecht visionär: ein Audioguide, der Stadtrundgänge zu den verschiedensten Aspekten der an Themen reichen Geschichte Barmstedts für das Smartphone bietet – ein Heimatmuseum der digitalen Zeit.

Dix-Kruse mag Geschichte zum Anfassen

Julia Dix-Kruse arbeitet als Berufscoach in der Barmstedter Gottfried-Semper-Schule. Ihre Begeisterung für die gelebte Geschichte ist ansteckend. Sie kommt aus der Reenactment-Szene, die sinnlich und unmittelbar in die Zeiten eintaucht, von denen sie erzählt – wie als Darstellerin an den Barocktagen, die im September die Schlossinsel in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückversetzt haben.

Mit ihrer Fortbildung zur Museumspädagogin hat sie die lebendige Geschichtsvermittlung auf ein wissenschaftliches Fundament gestellt. „Sie ist ein absoluter Gewinn für uns“, lobt Kassenwartin Manuela Kiesling. Dieser Auffassung dürften auch die Kinder sein, die bereits mit Dix-Kruses Projekt „Döntjes vertellen“ spielerisch in die Stadtgeschichte eingetaucht sind.

Der Museumsverein sieht sich also gut aufgestellt für die aufregenden Zeiten, die jetzt anstehen. Unter anderem ist es durch seine Zertifizierung in die erste Landesliga der Museen aufgerückt und kann nun für seine weitere Arbeit von der Begleitung durch den Museumsverband profitieren. Damit stehen ihm nicht nur dessen professionelle Beratung, sondern auch viele neue Türen offen, vom Leihgabenaustausch bis zur Fördermittelakquise. „Wir sind euphorisch“, sagt Kiesling voller Aufbruchsstimmung, „wir haben viele Ideen.“.

Dauerausstellung des Museums wird modernisiert

Eines der großen Vorhaben ist die Umgestaltung der Dauerausstellung. Archäologie und die Textilausstellung sind gerade in Arbeit, eine besondere Preziose wird aber der neue Raum zur Barmstedter Kirchengeschichte mit bislang ungesehenen, wertvollen Exponaten und einem radikal neuen Inszenierungskonzept. Ein regelmäßiger Besuch wird sich also lohnen – das Rantzauer Museum wird das ganze kommende Jahr über voller Überraschungen sein.