Quelle: Barmstedter Zeitung vom 07.02.2024
Frank Wünsche hat nicht nur die Sonderschau in dem Haus auf der Barmstedter Schlossinsel kuratiert, sondern zusammen mit Michael Hein und Michael Theilig nun auch einen Katalog auf internationalem Niveau dazu vorgelegt.
Knapp ein Jahr läuft jetzt schon im Museum der Grafschaft Rantzau die Sonderschau „Von Spinnen und Ochsenkäpfen – Holländische Fliesenkultur in und um Barmstedt“. Nun hat deren Kurator Dr. Frank Wünsche das dazu passende Buch vorgelegt: „Damit man Gottes Werck und Wort ymer fur Augen hette“. Es erzählt so unterhaltsam wie tiefgründig davon, woher wir kommen und wohin wir gehen. Es erfüllt inhaltlich wie druckgrafisch alle Ansprüche für erstklassige Museumspublikationen und bleibt dabei so geerdet wie unterhaltsam.
Jedes Fliesenbild der Ausstellung wird beleuchtet
Das liegt nicht nur am spannenden Thema und wie gekonnt Ausstellung und Buch den Bezug in die Gegenwart herstellen, sondern auch an den Autoren. Dr. Frank Wünsche, Ausstellungskurator und passionierter Rechercheur, bringt dem Leser nach intensiver Forschungsarbeit liebevoll jedes Fliesenbild der Ausstellung – insgesamt 133 an der Zahl – und die Geschichte dahinter nahe und erzählt dabei, wie diese Bilderwelten auch das gegenwärtige Denken prägen. Den kunsthistorischen Kontext beleuchtet der Literaturwissenschaftler Dr. Michael Hein ebenso überzeugend wie Michael Theilig den gesellschafts- und kirchengeschichtlichen Aspekt.
Angesichts der motivischen Überfülle der barocken Fliesenkultur haben sich die Autoren auf die Welt ihrer Bibelerzählungen konzentriert. Aus gutem Grund, denn die tragen über ihre Vorlagen, die ikonischen Stiche von Dürer bis Merian, den prägendsten Moment unserer Gesellschaftsentwicklung in sich: als unser heutiges Selbstverständnis als Individuum entstanden ist.
Aber dieses Buch ist nicht auch deshalb so wertvoll, weil die Autoren wissenschaftliche Akkuratesse mit tiefem, liebevollen Verständnis der holsteinischen Heimat verbinden. Sie laden dadurch zum Eintauchen in die wertvollen Illustrationen und die spannenden Texte dazu ein.
Barmstedt macht sich einen Namen
Die kostbare Publikation weist auch auf die Entwicklung hin, die das Rantzauer Museum auf der Barmstedter Schlossinsel einschlägt. Denn es bleibt bei seiner laufenden, beeindruckenden Professionalisierung sich gleichzeitig selbst als engagierte, breit verankerte Bewegung treu. Ihre Entdeckungslust und der frische Sinn dafür, wie Museum ganz neu und lebendig gedacht werden kann, ist der Grund, dass sich Barmstedt nicht nur im Norden, sondern auch in der weiten Museumslandschaft gerade einen vielversprechenden Namen macht.