Das Amt Barmstedt
Das Amt Barmstedt umfasste im Mittelalter die Kirchspiele Barmstedt – zu dem auch die Hörner Dörfer gehörten – und Elmshorn in seinem nördlich der Krückau gelegenen Teil. Auf der Wasserburganlage auf den Krückauinseln nahe beim Kirchdorf Barmstedt saß ein adliger Amtmann und verwaltete das Gebiet im Auftrag des Schauenburger Grafen von Holstein-Pinneberg. Diese Grafschaft umfasste etwa das Gebiet des heutigen Kreises Pinneberg und wurde von Bückeburg und Stadthagen (im heutigen Niedersachsen) aus regiert. Der letzte männliche Erbe der Schauenburger Grafen, Otto VI., starb 1640 bei einem Gelage. Danach teilten der dänische König und der Gottorfer Herzog die Grafschaft unter sich auf. Das Amt Barmstedt fiel an Gottorf.
Das Amt kommt in Rantzauer Besitz
Der Ritter Christian Rantzau, königlicher Statthalter in den Herzogtümern Schleswig und Holstein und Amtmann auf der Steinburg, interessierte sich sehr für dieses Gebiet, denn es grenzte an sein Breitenburger Gebiet. Außerdem war es kein Lehen des Herzogtums Holstein. Christian war mit dem Drost des Amtes Barmstedt, Johann Adolf Kielmann, befreundet. Da dieser gleichzeitig gottorfischer Kanzler war, konnte er für seinen Freund Rantzau den Verkauf einfädeln. In dem Kauf- und Tauschvertrag vom 28. Dezember 1649 erwarb Christian Rantzau das Gebiet. Es hatte eine Größe von 228 qkm und ging im Tausch für die Güter Rantzau in Ostholstein und Koxbüll sowie gegen Zahlung von 101.000 Taler an Christian über. Das Geld wurde auf dem »Kieler Umschlag« übergeben, dem alljährlich im Januar stattfindenden Treffen der Edelleute und Kaufherren zur Abwicklung von Geldgeschäften.
Die Freie Reichsgrafschaft Rantzau entsteht
Der königliche Statthalter Christian Rantzau musste unmittelbar danach im diplomatischen Auftrag an den Kaiserhof in Wien reisen. Er sollte stellvertretend für den frisch gekrönten Friedrich III. von Dänemark-Norwegen die Belehnung mit dem Herzogtum Holstein entgegennehmen. Persönlich verfolgte er daneben das Ziel, sich bei dieser Gelegenheit den Gebietstausch bestätigen zu lassen. Aber die politische Situation nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges eröffnete dem Ritter Christian Rantzau unerwartet noch viel bessere Aussichten. Die Position des Kaisers im Reich war geschwächt. Deshalb hatte Kaiser Ferdinand III., gestützt auf sein althergebrachtes Recht der Rangerhöhung, viele seiner Getreuen zu Reichsfürsten gemacht. Damit hoffte der Kaiser, bessere Bedingungen für die bevorstehenden Verhandlungen über eine Reichsverfassung zu erreichen. Christian Rantzau trat überaus prächtig auf. Mit einem Gefolge von 120 Personen in einheitlichen grünen Livreen und in zwei sechsspännigen Karossen fuhr er nach seiner Ankunft in Wien im Frühsommer 1650 täglich zu Hofe. Als Geschenk des Königs übergab er dem Kaiser acht völlig gleich aussehende Holsteiner Pferde, die er auf eigene Kosten in kostbare Schabracken mit dem königlichen Wappen hüllen ließ. So wurde Christian Rantzau zunächst zum kaiserlichen Kammerherrn ernannt und im November schließlich vom Ritter zum Reichsgrafen gefürstet. Die Grafenwürde wurde dabei aufgrund eines genealogischen Gutachtens aus dem 16. Jahrhundert lediglich erneuert. Der Kaiser erhob das Amt Barmstedt damit zur reichsunmittelbaren, »gefreiten“ Grafschaft Rantzau. Als Mitglied des Hochadels »mit Comitiv und Palatinat« hatte Christian Rantzau nunmehr Platz und Stimme auf den Reichstagen. Ihm stand das Recht zu, die Todesstrafe zu verhängen, Erhebungen in den Adelsstand vorzunehmen, eigene Münzen zu prägen und eine Residenz bei Barmstedt zu bauen. Die Erbfolge war für einen Reichsgrafen in der »Primogenitur« geregelt, durch die das gesamte Erbe dem ältesten Sohn zufiel. Die Residenz entstand in den folgenden Jahren durch Umbau des Hauses Barmstedt, der alten Burganlage der Schauenburger auf den Krückauinseln. Der Umbau wurde bis 1657 durchgeführt. Berichte und die späteren Inventarien zeigen, dass die Grafen hier eine durchaus fürstliche Hofhaltung betrieben, wenn sie auch zumeist auf ihrem Gut Drage nördlich von Itzehoe wohnten. Die in dieser Ausstellung gezeigten Münzen der Grafen Christian und Detlev sind sämtlich von den Münzmeistern Freude aus Hamburg und Woltereck aus Glückstadt in diesem Schloss geprägt.