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Besucher entdecken die Ausstellung

Quelle: Barmstedter Zeitung vom 29.04.2024

Im Rantzauer Museum hat die Ausstellung „Alle Menschen sind dort gleich“ zur Auswanderungswelle nach Amerika eröffnet. Auswanderer-Porträts machen die Geschichte lebendig und so manch ein Besucher hat selbst einen Auswanderer in seiner Familie.

Um das Rantzauer Museum tobte der Mittelaltermarkt, im Museum eröffnete die viel beachtete neue Sonderausstellung. „Alle Menschen sind dort gleich“ erzählt von den großen Auswanderungswellen nach Amerika und beantwortet mit dem Ausstellungstitel auch gleich die Frage nach dem „Warum“. Aber was genau hat diese vielen Tausend Menschen bewegt, ihre Barmstedter, ihre Rantzauer Heimat zu verlassen, um sich in der Ferne ein neues Leben aufzubauen? Was ist aus ihnen geworden, wie haben sie die USA geprägt, prägen sie sie bis heute als Teil der größten ethnischen Gruppe so nachhaltig? Und was erzählt das über uns, was verbindet uns mit ihnen, weshalb wirkt der amerikanische Traum bis heute in uns fort?

Auswanderer-Porträts erwecken Geschichte zum Leben

Neben der anschaulichen Aufarbeitung in Karten und Übersichten sind es besonders die individuellen Auswanderer-Porträts, mit denen das Museum seinen Besuchern das Thema so berührend nahebringt. Umso mehr, als wohl die meisten Verwandte drüben findet, wenn sie nur tief genug in ihrer Geschichte zurück graben. Zwischen den Besuchern entspinnen sich daher viele angeregte Gespräche – sie kennen sich vielleicht untereinander nicht, treffen sich aber in den gemeinsamen Erfahrungen ihrer Familien.

Besonders spannend ist, dass auch Amerikaner für die Ausstellung nach Barmstedt gereist sind, um aus erster Hand zu erzählen. Wie James Ströven, dessen Beverner Ahnen nach San Francisco gingen: „Aber hier sind meine Wurzeln, ist meine DNA.“ Dass die Ausstellung so anregend ist, liegt aber auch daran, dass sie neben den glücklichen Schicksale wie der der Strövens auch die tragischen erzählt. Darunter auch die eines jungen Elmshorners, den sein Foto in GI-Uniform zeigt.

Der Seeth-Eckholter Manuel Hümmer liest sich aufmerksam durch seine Lebensgeschichte. Der Elmshorner ging 1923 nach Amerika – um zwanzig Jahre später in einem Landungsboot zurückzukehren und an einem Normandiestrand zu sterben. „Der Gedanke, dass er ein besseres Leben suchte und dann im Kampf gegen sein eigenes Volk gefallen ist …“ Hümmer sucht nach Worten. „Er hat den höchsten Preis gezahlt.“

Sehnsuchtsorte und persönliche Erinnerungen

Arnold Blohm dagegen lächelt. Auch er hat Familie drüben, er selbst ist Veteran der Steuben-Parade. Eine der größten Paraden in Amerika, die New York alljährlich auf seiner Prachtstraße Fifth Avenue feiert. Eigentlich feiern die gesamte Ostküste und der Mittlere Westen diesen Steuben-Tag, um den deutschen Helden hochleben zu lassen, ohne den die USA ihren Unabhängigkeitskrieg nicht gewonnen hätten. Dieser Tag ist auch der große Tag der deutschstämmigen Amerikaner, der Verwandten, von denen die Ausstellung berichtet.

Blohms Enkel Finn ist auch ganz im Hier und Jetzt. Auf der liebevoll nachgebauten Brücke eines Transatlantik-Dampfers steuert er sein Auswandererschiff in Richtung einer Karte mit den großen Sehnsuchtszielen dieser Zeit. Wo will er am liebsten hin? „Nach San Francisco!“ strahlt er, und kennenlernen will er seine Traumstadt nun auf jeden Fall, und zwar ganz bald. „Diese Ausstellung ist inspirierend“, schmunzelt sein Großvater. Und deren Initiatorin Silke Menze ist zutiefst berührt. „Es ist sehr emotional, viele haben sich wiedergefunden“, sagt sie von diesem schönen Eröffnungstag: „Er ist ein Höhepunkt.“