Quelle: Barmstedter Zeitung vom 05.11.2024
Jan Teegen und Christine Wünsche (Mitte) vom Museumsverein begutachten zusammen mit Hannelore Abel das restaurierte Antependium aus dem Jahr 1718. FOTO: MICHAEL BUNK
Der Altarvorhang der Barmstedter Heiligen-Geist-Kirche aus dem Jahr 1718 ist restauriert worden. Ermöglicht hat dies die Franz Thiel und Hannelore Abel Stiftung. Die Besucher des Museums auf der Schlossinsel müssen sich aber noch ein wenig in Geduld üben. Das ist der Grund.
Es ist ein ganz besonderer Schatz unter den Ausstellungsstücken im Museum der Grafschaft Rantzau: das Antependium. Der Altarbehang aus rotem Samt und dem Wappen von Reichsgraf Wilhelm Adolf Rantzau ist gleich im doppelten Sinne eines der ältesten Stücke in dem Haus auf der Barmstedter Schlossinsel. Zum einen, weil es 1718 zur Einweihung der neuen Heiligen-Geist-Kirche gestiftet worden war, zum anderen, weil er bereits im Jahr 1910 mit der erstmaligen Einrichtung der historischen Sammlung für Barmstedt und Umgebung ins Museum kam.
Restaurierung hätte das normale Budget des Museums gesprengt
Die Kirche hatte ihn seinerzeit gespendet, wie Jan Teegen erst jüngst einem Zeitungsartikel aus dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts entnommen hat. Teegen ist Vorsitzender des Museumsvereins, der vor Kurzem sein fünfjähriges Bestehen gefeiert hat.
So alt das Stück Stoff mit den Maßen 92 mal 117 Zentimeter auch ist, so sieht es doch aus wie (fast) neu. Die Lübecker
Restauratorin Eva Kümmel hat jüngst im Auftrag des Museumsvereins komplett überarbeitet. Die Farben aufgefrischt, lose Fäden vernäht. Mehrere Tausend Euro hat dies gekostet. Geld, welches das Museum in seinem normalen Etat der Stadt Barmstedt nicht mal so eben übrig hat, wie Teegen erläutert: „So eine Restaurierung können wir aus unserem Budget nicht leisten.“
Jan Teegen, Hannelore Abel (Mitte) und Christine Wünsche staunen über die wieder frischen Farben des Altarbehangs aus dem Jahr 1718. FOTO: MICHAEL BUNK
Eingesprungen ist stattdessen die Franz Thiel und Hannelore Abel Stiftung. „Das ist gut angelegtes Geld. Das ist für die Nachwelt sehr wichtig“, sagt Hannelore Abel, als sie ihre Finger mit äußerster Vorsicht über den Stoff gleiten lässt und die handwerkliche Kunst bewundert.
Klimavitrine ist in der Beschaffung
Die Öffentlichkeit bekommt das restaurierte Antependium aber noch nicht zu sehen. Derzeit ist es noch einem Spezialkarton eingelagert, aber schon mit Klett ausstellungsfertig auf eine dünne Platte aufgespannt. Ausgestellt werden soll der Altarvorhang dann in einer klimatisierten Vitrine, der gerade in der Beschaffung ist, in einem dunklen Zimmer ohne Fenster. Diese werde gerade hergerichtet. „Das wird unser Kirchenraum“, so Teegen.
Nach dem Grafenmord aus der Kirche verbannt
Im Museum ist das Antependium übrigens schon viel länger ausgestellt als es jemals in der Kirchen gehangen hat – was wiederum unmittelbar mit einem anderen historisch bedeutsamen Ereignis zusammenhängt: Dem Rantzauer Grafenmord an Detlev Christian zu Rantzau 1721. 1726 verurteilte ein dänisches Gericht dessen jüngeren Bruder Wilhelm Adolf zu lebenslanger Kerkerhaft, wo er 1734 kinderlos starb. Und ein von einem verurteilten Mörder gestiftetes Antependium wollte die Kirche natürlich nicht in ihrem Haus wissen. Wo der Vorhang aber bis zur Schenkung an das neue Barmstedter Museum 1910 geblieben war, ist unklar.