Statthalter, Humanist und Ökonom

Heinrich Rantzau, der älteste Sohn Johann Rantzaus, war Berater von drei dänischen Königen. Durch Heirat und geschickte Geschäfte wurde er zum reichsten Mann in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Aufgrund seiner hohen Bildung, seiner Korrespondenz und seiner Werke galt er als »Humanist des Nordens«. Nach seinem Vater und ihm wurde das 16. Jahrhundert in der Geschichtsschreibung Schleswigs und Holsteins oft als das »Rantzauische Zeitalter« benannt.

Königlicher Statthalter

Heinrich Rantzau
Heinrich Rantzau

Bereits mit 12 Jahren studierte Heinrich Rantzau an der Universität Wittenberg, erhielt dort eine exzellente Ausbildung in den Wissenschaften seiner Zeit und hielt sich oft im Hause Luthers auf. Später konnte er sich in Latein besser ausdrücken als in Deutsch. Am Hof Kaiser Karls V. lernte er die Diplomatie und die Konflikte in Europa im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation kennen. 1554 wurde er Amtmann von Segeberg. Zwei Jahre später übernahm er von seinem Vater das Amt des königlichen Staathalters unter Christian III. Als dieser 1559 starb, erreichte Heinrich Rantzau, dass die drei Fürsten des Landes gemeinsam den Feldzug gegen Dithmarschen führten.

Kreditgeschäfte und Gutswirtschaft

Seine Frau Christina von Halle brachte 1554 eine Mitgift im Wert von vier Tonnen Gold in die Ehe ein. Dadurch konnte Heinrich auf dem »Kieler Umschlag« (dem jährlichen Treffen der Edelleute und Kaufherren) Kreditgeschäfte tätigen. Später verlegte er sich auf die Gutswirtschaft, die in dieser Zeit enorme Gewinne einbrachte. Er kaufte diverse Güter hinzu und ließ Schlösser und Stadthäuser erbauen. Als erster in Schleswig und Holstein ließ er Kiefern anpflanzen. Er betrieb Schweinemast, zog Gewinn aus vielen Mühlen und verkaufte auf eigene Rechnung den Segeberger Gips.

Der Humanist

Heinrich Rantzau ist aufgrund seiner humanistischen Bildung sowie als Förderer der Künste und Wissenschaften weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Er korrespondierte mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit in ganz Europa und konnte dadurch seinen König mit regelmäßigen »Relationen« (Berichten) informieren. Heinrich war auch Herausgeber mehrerer lateinischer Schriften. Seine Bibliothek auf der Breitenburg umfasste über 6000 Bände, aus denen er gern zitierte.

Die Breitenburg

Die Breitenburg wurde von ihm im Stil der Renaissance zur prächtigsten Adelsburg des Landes ausgebaut. Für die öffentliche Rechtsprechung ließ er ein von Säulen gerahmtes Portal mit einem Podium und einer Freitreppe errichten. Ein Treppenturm, eine astronomische Uhr sowie ein Renaissance-Garten vor dem Wassergraben markierten deutlich den hohen Anspruch des »vicarius regius« (königlichen Statthalters), wie er sich gern nannte.

Letzte Lebensjahre und Nachfolge

Wie schon sein Vater überwarf auch Heinrich sich im Alter mit dem jungen Thronfolger von Dänemark. Christian IV. entzog ihm daraufhin sein Amt als Statthalter. Von seinen zwölf Kindern überlebten nur sieben die Eltern. Gerhard (Geert) erbte den Breitenburger Besitz und wurde wie sein Vater und Großvater königlicher Statthalter in den Herzogtümern.