Verfeindete Brüder

Christian Detlef Rantzau, ältester Sohn des Reichsgrafen Detlev, übernahm die Grafschaft Rantzau 1697, geriet aber bald mit dem König sowie seinen Untertanen in schwerste Konflikte. Nachdem er in Berlin 1715 gefangengesetzt worden war, übernahm sein Bruder Wilhelm Adolf die Regierungsgeschäfte, wurde aber von seinem älteren Bruder 1720 daraus mit Gewalt wieder verdrängt. Kurze Zeit später fiel Christian Detlef einem Mordanschlag zum Opfer. Der jüngere Bruder nahm deshalb offiziell Besitz von der Grafschaft, wurde jedoch in einem Verfahren der dänischen Krone wegen Mittäterschaft am Mordkomplott schuldig gesprochen und lebenslang eingekerkert. Die Grafschaft wurde im Jahre 1726 durch königliche Beamte beschlagnahmt.

Unglücklicher Start

Mit 27 Jahren kehrte Christian Detlef von einer ausgedehnten Kavalierstour aus Frankreich zurück und übernahm im Jahr 1697 die Reichsgrafschaft Rantzau. Mit König Friedrich IV. überwarf er sich sogleich, weil er die vom Vater vertraglich versprochene Heirat mit der Tochter des norwegischen Vizekönigs Güldenlöw weder vollziehen noch die Entschädigungssumme bezahlen wollte. Friedrich IV. entzog Christian Detlef daraufhin alle Ehren und Ämter sowie die Einnahmen auf dänischem Gebiet.

Die Grafschaft gerät in den Großen Nordischen Krieg

Im Jahr 1700 begann der »Große Nordische Krieg« um die Vorherrschaft im Ostseeraum, der bis 1721 dauerte. Die Grafschaft Rantzau blieb neutral. Trotzdem besetzten dänische Truppen im ersten Kriegsjahr Elmshorn, um Schanzen gegen die Schweden aufzubauen. Rantzaus Proteste gipfelten in Glückstadt in einem tätlichen Streit zwischen König und Graf. Auf anderer Ebene wurde der Konflikt um die Besetzung einer Elmshorner Pfarrstelle geführt. Graf Christian Detlef schickte dabei Barmstedter Bauern mit Knüppeln zum Schutz des Gottesdienstes zur Einführung des Pastors Müller in die Elmshorner Kirche. Seine Barmstedter Pastoren kehrten dem Grafen jedoch bald den Rücken.

Gottorfer Intrigen

Geldnot führte den Grafen dazu, seine Untertanen immer willkürlicher zu drangsalieren. Überhöhte Forderungen und Verhaftungen trugen ihm den Hass der Bauern ein. Diese Lage nutzte die Gottorfer Regierung unter dem Geheimen Rat von Görtz aus und schürte einen Aufstand, um die Grafschaft wieder in eigenen Besitz zu bringen. So wurde Schloss Rantzau 1705 von Bauern gestürmt und die Gefangenen befreit. Daraufhin erbat Graf Christian Detlef beim Niedersächsischen Kreis Dragoner zu seinem Schutz. Geschickt wurden jedoch Gottorfer Truppen, mit denen Görz erreichte, dass die Untertanen dem Gottorfer Herzog huldigen. Reichsgerichte sprachen die Grafschaft jedoch erneut Rantzau zu.

Der Bruder übernimmt für kurze Zeit die Regentschaft

Als der Graf 1715 in Berlin seine Cousine, die Gräfin von Cosel, besuchte, wurde er auf Befehl des preußischen Königs wegen des Vorwurfs der »Sodomie«, wie damals homosexuelle Handlungen genannt wurden, verhaftet und eingekerkert. Wilhelm Adolf, der 17 Jahre jüngere Bruder des Grafen, übernahm die Regentschaft und bewies seinen Anspruch auf den Grafentitel unter anderem dadurch, dass er die Barmstedter Kirche neu erbauen ließ.

Der Grafenmord

Im Jahr 1720 wurde Christian Detlef Rantzau aus der Haft entlassen. Daraufhin kam es zu einem mit Soldaten und Aufständischen geführten Kampf um das Schloss Rantzau. Der ältere Bruder gewann bald die Oberhand. Im folgenden Jahr jedoch wurden mehrere Anschläge auf ihn verübt, die in seiner Ermordung im November 1721 gipfelten.

Das Ende der Freien Reichsgrafschaft

Der neue Graf Wilhelm Adolf ließ die Trauerglocken läuten und setzte eine Belohnung für die Ergreifung des Täters aus. Dennoch wurde er der Mittäterschaft angeklagt. Unter der Folter befragte Zeugen belasteten ihn schwer. So wurde er 1726 von einer Kriminalkommission in Rendsburg zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt. Die anderen Beschuldigten erhielten die Todesstrafe oder wurden zu lebenslanger Zwangsarbeit an die Karre geschmiedet. Gleich nach der Urteilsverkündung am 9. April 1726 wurde die Grafschaft von königlich-dänischen Landräten beschlagnahmt. Ein genaues »Inventarium« wurde erstellt und ein königlich-dänischer Administrator als oberster Verwaltungsbeamter eingesetzt.